Der Bremer Marktplatz und seine nähere Umgebung

Die Langenstraße und der Markt waren das Zentrum der Stadt Bremen. Vom Markt führte die Langenstraße bis zur letzten Schlachtpforte, hatte dann eine Fortsetzung, die Nadel hieß. Zuerst waren die Häuser an der Langenstraße aus Holz und Flechtwerk, aber schon im 13. Jahrhundert wurden Steingebäude gebaut.

Im Zweiten Weltkrieg veränderte sich das Gesamtbild der Langenstraße radikal, da die meisten Häuser völlig zerstört oder schwer beschädigt wurden. 1945 war kein Gebäude mehr unversehrt. So war eine völlige Neuplanung notwendig geworden.

Auf dem Marktplatz ist neben dem Rathaus nur noch der Schütting als ein reines Renaissancehaus erhalten geblieben. Alle anderen Gebäude auf dem Marktplatz haben nur noch Reste von Renaissance-Fassaden oder sind gänzlich neu gebaut worden.In der Langenstraße finden wir nur noch die Stadtwaage, aufwendig im Stil der Renaissance wiederaufgebaut. Am St. Ansgarikirchhof befindet sich noch ein weiteres Originalgebäude aus der Renaissance, das Gewerbehaus.

 

Der Roland von Bremen, Sinnbild der Freiheit und Unabhängigkeit der Hansestadt.

1223 wurden Bremen und Hamburg unter die Herrschaft eines Erzbischofs gestellt, dessen Amtssitz in Bremen sein sollte. Die Bremer lagen sich mit der Kirche schon seit längerem in den Haaren, ihnen paßte die Anmaßung und Befehlsgewalt nicht. Als deutlich sichtbares Zeichen ihres Unmuts und ihrer Widerborstigkeit, so wird gesagt, hätten sie den Roland auf den Markt gestellt.

Im Jahre 1366 wurde der erste Roland aus Holz von den Soldaten des Erzbischofs verbrannt. Sie waren der Meinung, damit hätten sie die Freiheit der Bremer vernichtet.

Doch 1404 wurde ein Roland aus Grauwerksteinen errichtet und mit einem blanken Schwert versehen. Dies sollte eine weitere Kampfansage darstellen.

Er ist das Sinnbild der Macht, des Marktrechts und der Gerichtsbarkeit. Alles an ihm hat seine Bedeutung: die Handschuhe deuten auf die Marktgerechtigkeit und den Marktfrieden, das bloße Schwert in der Hand auf die Gerichtsbarkeit über Hals und Hand. Das Bild der um einen Knochen streitenden Tiere bezeichnet das Gericht über Mein und Dein. Mit seinen 5,45 m ist er ein sichtbares Symbol der Bremer Freiheit. Der Legende zufolge ist der Roland das Schutzbild der Freiheit. Solange es den Roland gibt, ist die Freiheit für die Bremer Bürger sicher.

 

 

Das Schild des Roland


Schildspruch des Roland:

Vryheit do ik ju obenbar
de karl und mennich vorst vorwar
desser stede ghegheven hat,
des dankt gode is min radt.


Sinngemäße Übersetzung:

Freiheit offenbare ich euch (vom Erzbischof),
Die Karl (der Große) und mancher Fürst, fürwahr,
dieser Stadt gegeben hat.
Dafür dankt Gott, ist mein Rat.

 

Um 965 übergab Kaiser Otto das große Marktrecht an den Erzbischof Adaldag und somit an die Kirche. Die Stadt Bremen wollte nicht mehr von der Kirche abhängig sein und deshalb erbauten die Bürger um 1404 den ersten hölzernen Roland. Die Kirche jedoch wollte die Macht über die Stadt behalten, und das führte zu starken Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Bürgern. Dabei ist auch das neue Stadtwahrzeichen, der Roland, abgebrannt. Doch die Bürger von Bremen gaben nicht auf und erbauten noch im selben Jahre ein neuen 5 Meter großen steinernen Roland. Und falls die Kirchenfürsten wieder dunkle Pläne hegten, hätten die Bürger bereits einen weiteren Roland bereitliegen. Und so steht der Roland noch heute am Marktplatz und verkörpert die Freiheit Bremens.

Der Schütting

 

Der Schütting wurde im Jahre 1536 neu erbaut und steht heute noch am Marktplatz. Der Name "Schütting" kommt von "zusammen schütten", weil hier das ganze Geld zusammengeschüttet wurde (Geld, Abgaben und andere Finanzen). Dieses recht große Gebäude wurde hauptsächlich zu repräsentativen Anlässen genutzt. Doch bald genügte es den Ansprüchen der edlen Männer und Kaufleute nicht mehr, und so wurde der Neubau befohlen. Das Motto des Hauses war und ist "buten und binnen, wagen und winnen", was übersetzt "draußen und drinnen, wagen und gewinnen" bedeutet.

Das im Renaissance-Stil erbaute Haus ist mit verschiedenen "Putten" geschmückt. Das sind Figuren, die aus Stein gemeißelt wurden. Sie verkörpern das bunte Markttreiben auf dem Marktplatz zu Füßen des "Schüttings" und drücken niemals etwas negatives aus. Das Material zur Herstellung der Figuren ist Sandstein und stammt von der Oberweser. An der Seite des "Schüttings" stehen prachtvolle Treppengiebel, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Stile der Renaissance wiederaufgebaut wurden. Der Schütting repräsentiert gegenüber dem Rathaus stilistisch die flandrische Richtung der Renaissance.

 

Chronologie des Bremer Schütting

 

1536-1538 Neunachsige Anlage von Johann Buscheneer aus Antwerpen.

1565 Der Giebel zur Schüttingstraße von Carsten Husmann.

1594 Der kleine Mittelgiebel und die Balustrade an der Marktfront.

1849 Der Schütting gehört nicht mehr der Kaufmannsgilde, das Gebäude wird der neugegründeten Handelskammer überschrieben.

1895 Veränderung des Portals, Verschönerung der Marktfassade.

1943-45 Zerstörung des "Schüttings" im 2.Weltkrieg durch Bomben.

1947-1955 Ernst Erhart rekonstruierte den "Schütting", basierend auf dem Original von 1594 (Markfassade), 1565 (Giebel zur Schüttingstraße), 1538 (Giebel zur Langenstraße).

 

Die Stadtwaage

Die Langenstraße war die wichtigste Handelsstraße in Bremen. Dazu gehörte die Stadtwaage. In ihr trafen sich bereits im 14. Jahrhundert wie an einer Börse alle, die in Bremen Handel betrieben. Alles, was über Bremen gehandelt oder hier verkauft werden sollte, mußte über die Stadtwaage gehen. Das Wiegen war so wichtig, weil es noch keine festen Gewichte gab. Das Wiegen bedeutete nämlich Kontrolle und Bestätigung fester Gewichtseinheiten. So galt in Bremen z.B., daß eine Tonne Butter 300 Pfund wiegen mußte. Das Wiegen kostete für Fremde zwei Groten Gebühr, für Bremer nur die Hälfte.

Das Haus wurde 1587 begonnen, Lüder von Bentheim (siehe Bremer Rathaus) war der Baumeister. Die Giebelseite der Stadtwaage wurde im Stil der Weserrenaissance gestaltet.

Gewogen wurde in der großen Halle im Erdgeschoß. Die Stadtwaage war aber auch ein Speicher; über der großen Halle befanden sich noch Geschosse zum Stapeln der Waren. Diese Böden wurden auch z. T. als Fest- und Versammlungsraum genutzt.

Da im 19. Jahrhundert immer mehr Kaufleute ihre eigenen Waagen besaßen, wurde die öffentliche Stadtwaage überflüssig.

Ab 1877 fanden in ihr das Steuer- und Katasteramt Platz.

Ab 1925 nutzte der neugegründete Bremer Rundfunk dieses Haus.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadtwaage eine ausgebrannte Ruine, ein Wiederaufbau schien unmöglich.
Aber die Sparkasse von Bremen errichtete das Haus von 1958-1961 wieder neu.

Von nun an war die Stadtwaage für mehrere Zwecke zu gebrauchen. Im Parterre wurde eine Geschäftsstelle der Sparkasse und in der oberen Etage ein Festsaal für kulturelle Veranstaltungen eingerichtet.

 

Das Gewerbehaus

 

Das Gewerbehaus wurde im Jahre 1618 von Johann Nache gebaut und steht in der Obernstraße. Es wurde hauptsächlich als Amts-, Kost- und Hochzeitshaus genutzt. Es bestand 1619 aus zwei selbstständigen Häusern.

Bis 1861 stand es unter Privatbesitz und wurde danach von der Stadt übernommen. Ein Jahr später baute es schließlich Simon Loscher zum Gewerbehaus um.

Wie auch der Schütting wurde dieses Gebäude im 2.Weltkrieg von Bombern schwer beschädigt. Der dabei zerstörte Giebel konnte nicht wieder restauriert werden. Als Notbehelf nahmen die Architekten den ebenfalls zerstörten Renaissancegiebel des Wissenbergischen Hauses und passten es dem Grundriss des Gewerbehauses an.

 

 

Die Reststücke der Renaissance

 

Es gibt in Bremen jedoch nicht nur vollständige Renaissance-Bauten, sondern auch neuere Häuser, die mit Bruchstücken der zerbombten Häuser wieder aufgebaut wurden. Zum Beispiel die Ratsapotheke am Markt, die 1909-1912 von Rudolf Jakobs im Stil der Renaissance nachgebaut wurde.

Hinzu kommen noch Renaissancereste verschiedener Gebäude auf dem Markt, in der Langenstraße und am Roselius Haus in der Böttcherstraße.

 

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