Das Bremer Rathaus

 

Die Entwicklung selbständiger Städte führte im Mittelalter zum Bau von Rathäusern, als Zeichen der gewachsenen städtischen Macht.

Das Bremer Rathaus ist ein Mehrzweckbau. Der Bautyp wird als Saalgeschoß- bau bezeichnet. Die Architekturform und das Bildprogramm veranschaulichen das politische Selbstbewußtsein und die bürgerliche Ordnung der freien Stadt.

Das Erdgeschoß diente dem Marktleben. Es war eine Kaufhalle, als Ergänzung zu dem Marktplatz. Hier war der Platz für die öffentliche Waage, das Steueramt, die Kriegskasse, die Geldwechsler und für das Marktgericht. Es gab auch öffentliche Veranstaltungen mit Vergnügungen. Ein Beispiel zeigt diese alte Abbildung der Ratsmusiker.

Die Bauzeit war von 1405 - 1410. 1604 wurde das Rathaus im Renaissance-Stil umgebaut.

Zunächst ein Blick auf den Träger der Wetterfahne. Er befindet sich auf der höchsten Spitze...

 

 

 

Die Bremer Rathausfassade

Zur Bedeutung der Figuren: des Königs / Kaisers und die sieben Kurfürsten

1. Es handelt sich hier nicht um Portraits, sondern sie stehen nur sinnbildlich dar. Dargestellt werden die sieben Kurfürsten des Reiches, die den König/Kaiser wählen (3 geistliche und 4 weltliche). Nach der sogenannten "Goldenen Bulle" Karl IV. (1356) obliegt ausschließlich dessen deutschen Kurfürsten das Recht auf die Wahl des deutschen Kaisers, der Papst ist somit ausgeschlossen. Es sind die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln und die weltlichen Herrscher von Böhmen, Rhein, Sachsen und Brandenburg.
Dieses Thema taucht auch bereits in anderen Rathäusern ( z.B. in Aachen, Mainz) auf. Die Figur des Kaisers / Königs an der linken Außenseite der Rathausfassade ist dargestellt durch die Kaiserkrone, den Zepter und den Reichsapfel. Alle acht Figuren bedeuten geistliche und weltliche Herrschaft und Macht im damaligen deutschen Reich.
Diese acht Figuren standen schon am gotischen Rathaus, also vor dem Umbau Lüder von Bentheims und können nach den Funden von alten Rechnungsbüchern um 1400 datiert werden.

2 . Bei dem Umbau von Bentheim (1609-1612) werden diese acht Figuren zwar beibehalten, sie rücken nur durch den Ausbau des Mittelrisalits weiter nach außen, aber es werden zwei Veränderungen vorgenommen, die auf den ersten Blick nicht ins Auge fallen.
Der "kaiserliche" Baldachin wird umgesetzt. Ihn bekommt der geistliche Kurfürst von Köln (4. Figur von links). Der König von Böhmen (4. Figur von rechts) bekommt eine zweite Konsole. Warum dies? Eigentlich ganz einfach! Nach der Reformation von 1517 traten verschiedene Erzbischöfe und Kurfürsten dem protestantischen Glauben bei und gaben ihren Bürgern Religionsfreiheit.
In Köln mussten aber die Erzbischöfe z.B. 4 mal zurücktreten, weil sie heiraten wollten.
Zwischen Köln und Bremen bestanden schon lange enge Beziehungen, also wurde der Kurfürst von Köln abgewertet, weil er der Repräsentant der alten katholischen Macht war.
In Böhmen musste der König die verschiedenen Religionen seines Landes respektieren; ein für damalige Verhältnisse unglaublicher, einmaliger Vorgang, da bisher galt: Der Landesherr bestimmte die Konfession. Somit kriegte der König von Böhmen an der Rathausfassade eine
Aufwertung, die zweite Konsole.
Damit erhielten die gotischen Figuren von König / Kaiser und Kurfürsten neben der ursprünglichen Sinngebung eine weitere Bedeutung.
Die nach der Reformation zu den Protestanten gewechselten weltlichen Kurfürsten (rechts) standen den katholischen geistlichen Kurfürsten und dem katholischen Kaiser gegenüber. Dabei wurden besondere Verhältnisse in Böhmen und Köln durch kaum wahrnehmbare Veränderungen ausgedrückt.


weitere Ansichtsmöglichkeiten

 

 

Die Obere Rathaushalle

 

Lüder von Bentheim - der Bauherr des Bremer Rathauses

 

Die Bentheims kamen eine Generation zuvor aus den Niederlanden nach Bremen. Schon Lüder´s Vater Herman von Bentheim war Steinhauermeister in Bremen.

1585 wurde Lüder Bentheim Stadtbaumeister.

Die 1587 erbaute Stadtwaage wurde Lüder Bentheim zugeschrieben.

1591 baute Lüder das Kornhaus an der Weser.

1592 wurde Lüder von Bentheim Vorsteher in der Bremer Steinhauerzunft und baute unter anderem die Ratsapotheke und das Akzisehaus.

Die neue Marktseite des Schütting baute er 1594.

1595-1597 leitete er den Bau des Rathauses in Leiden.

Als im 16. Jahrhundert der Bremer Rat beschloß, eine neue Fassade für das Bremer Rathaus zu bauen, beauftragten sie damit Lüder von Bentheim.

1605 wurden die Arbeiten am Bremer Rathaus aufgenommen. Sie dauerten bis 1616 an. Doch bevor die Bauten am Rathaus beendet wurden, starb Lüder von Bentheim.

"Das Rathaus zu Bremen" und "Das Bremer Rathaus" (S. 16 / 21-22)

 

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